Drei Mal Leben
Schauspielhaus
Ab Klasse 10
Dauer – ca. 1:30 Std., keine Pause
Premiere
Sa – 08. Mär 25
Sa – 08. Mär 25
Allzu oft stellen wir uns die existenzielle Frage, ob Ereignisse in unserem Leben auch hätten anders verlaufen können und für welche Version wir uns final entscheiden würden, wenn wir die Wahl hätten. In ihrer brillanten Komödie zeigt die französische Dramatikerin Yasmina Reza drei Versionen desselben Abends und fächert gewohnt genussvoll bürgerliche Arbeits- und Liebesbeziehungen unserer Zeit auf. Apfel statt Keks! Mit diesem Kompromiss versuchen Sonia, Anwältin, und Henri, Astrophysiker, ihr plärrendes Kind Arnaud nach dem abendlichen Zähneputzen in Schach zu halten, um im Homeoffice ihrer juristischen und wissenschaftlichen Arbeit nachgehen zu können. Sie geraten über diese Kompromissfindung in ein pädagogisches Wortgefecht, bis es plötzlich klingelt. Ines und Hubert Finidori, Henris Chef und dessen Gattin, stehen überraschend einen Tag zu früh vor der Tür. „Quelle catastrophe“ für Henri und Sonia zwischen leerem Kühlschrank und Casual-Look. Hemmungslos stopft sich im weiteren Verlauf des Abends Hubert mit dem eiligst aufgetischten Fingerfood voll, während Ines sich für die Kaltgetränke begeistern kann. Der Abend gerät aus den Fugen, als Hubert die Bombe platzen und Henri wissen lässt, dass sein Artikel, an dem er seit mehr als drei Jahren akribisch arbeitet, thematisch bereits von einem mexikanischen Forscher veröffentlicht wurde.
Drei Mal Leben, das 2001 gleichzeitig in Paris und Wien uraufgeführt wurde, ist ein urkomischer Kampf zweier ungleicher Paare. Reza verortet sie zwischen Hybris und Irrsinn und erzählt gnadenlos wortwitzig über Eheprobleme und Karriereplanungen, über Erwartungen und Frustrationen in der Mitte des Lebens.
Drei Mal Leben, das 2001 gleichzeitig in Paris und Wien uraufgeführt wurde, ist ein urkomischer Kampf zweier ungleicher Paare. Reza verortet sie zwischen Hybris und Irrsinn und erzählt gnadenlos wortwitzig über Eheprobleme und Karriereplanungen, über Erwartungen und Frustrationen in der Mitte des Lebens.
Inszenierung / Bühne
Kostüme
Licht
Dramaturgie
Besetzung

Jochen Bender, Michael Brodbeck, Anette Kanzler, Daniela Krol-Zenkowitz, Christian Schmittner, Andreas Wenzel, Deborah Yates
Statisterie

Flinn Naunheim
Kinderstimme
In der Inszenierung von Andreas Kriegenburg ... verheddern sich die Frauen wie die Männer zwischen ihren auseinanderdriftenden Lebenswelten. So vergeblich wie komisch versuchen sie, ihrer Einsamkeit im kniffligen familiär-gesellschaftlichen Universum zu entkommen.
… schon der Boden in diesem aufgeräumten Ambiente ist eine schiefe Ebene. Und auf der „abschüssigen“ Bahn kommt ganz viel ins Rutschen …
… es [ist] doch schön, in diesen politisch umstürzenden Zeiten einmal die kleinen Katastrophen des Alltags so pointenreich serviert zu bekommen. Und dafür gab’s starken Applaus.
Das Quartett der Akteure agiert brillant und auf Top-Niveau. Schauspielerische Glanzleistungen kommen einmal wieder von Celina Rongen, die als Ines mehr die Unwilligkeit ihrer Figur als deren Sich-Fügen-Müssen betonte. DER KLASSIKKRITIKER bewunderte sie vor wenigen Monaten schon in Döblins Berlin Alexanderplatz genauso wie den ausgezeichneten Marco Massafra in Cyrano de Bergerac, der konsequenterweise zur Auffassung Rongens die chauvinistischen Züge des Huberts abmilderte, sie mehr in ein augenzwinkerndes „nicht ganz ernst gemeint“ wendete. Exzellent machte Therese Dörr die intellektuelle Überlegenheit der Sonja deutlich, wie auch Gábor Biedermann die Bitternis und Zerrissenheit des sich zu kurz gekommen fühlenden und seine Ambivalenzen geradezu pflegenden Henri deutlich werden ließ.
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… These, Antithese, Synthese: Rezas dialektisches Möglichkeitsszenario zeigt Regisseur Kriegenburg als süffiges Boulevard.
Spielfreude mit akrobatischem Einsatz, Slapsticks, hübsche Bosheiten … und dieser beiläufig intelligente Wortwitz von Yasmina Reza werden mit Tempo serviert. Timing und kalkulierte Gefühlsausbrüche, alles fein und komisch.
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Seine Regie lässt auch erahnen, dass Reza mit fein gedrechselter Ironie zwei Ebenen kunstvoll verknüpft – hier die Gesetze des Universums, dort die irdische Banalität nerviger Erziehungsdebatten … und heftiger Macht- sowie Geschlechterkämpfe. …
… Kriegenburg verschärft das und treibt Rezas oft auch weniger stilvollen Wortgefechte ins Künstliche, ins Absurde. …
… Biedermanns Henri mutiert im zweiten Durchgang vom Kriecher zum Rebellen ... Im dritten Versuch reagiert er dagegen mit Gelassenheit auf die mexikanische Konkurrenzstudie, die er nun als mögliche „Ergänzung“ seiner Arbeit begreift. Ein Eierkuchen-Finale? Nein, denn gleichzeitig zeigt die Regie, dass die schwarzen Löcher im Beziehungs-Universum der Paare bleiben. Und immer mehr dunkle Materie, Verletztheit, Resignation schimmert durch.
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